Die Ringeltaube (Columba palumbus) ist eine Vogelart aus der Familie der Tauben (Columbidae). Sie ist die größte Taubenart Mitteleuropas und hier durch die weißen Flügelbänder und den weißen Halsstreifen kaum zu verwechseln. Sie besiedelt weite Teile der Paläarktis von Nordafrika, Portugal und Irland nach Osten bis Westsibirien und Kaschmir. Ringeltauben bewohnen bewaldete Landschaften aller Art, aber auch Alleen, Parks und Friedhöfe, heute auch bis in die Zentren der Städte. Die Ernährung erfolgt wie bei den meisten Arten der Familie fast ausschließlich pflanzlich. Die Ringeltaube ist je nach geografischer Verbreitung Standvogel, Teilzieher oder überwiegend Kurzstreckenzieher und verbringt den Winter vor allem in West- und Südwesteuropa. Die Art ist trotz der starken Bejagung in vielen Ländern ein häufiger Brutvogel und in Europa nicht gefährdet. Ringeltauben sind große, kräftig gebaute Tauben mit relativ langem Schwanz und recht kleinem Kopf. Mit einer Körperlänge von 38-43 cm und einer Flügelspannweite von 68-77 cm sind sie die größten Tauben Mitteleuropas. Der Geschlechtsdimorphismus ist bezüglich Größe und Gewicht schwach ausgeprägt, Männchen sind etwas größer und schwerer als Weibchen. So hatten frischtote Männchen aus Ostdeutschland eine Flügellänge von 240-267 mm, im Mittel 254 mm; Weibchen erreichten 238-260 mm, im Mittel 249 mm. Das Gewicht unterliegt saisonalen Schwankungen und ist im Herbst und frühen Winter durch die Anlage von Depotfett am höchsten. Die Jugendmauser ist eine Teilmauser und beginnt bereits in der sechsten oder siebten Lebenswoche. Sie umfasst das Kleingefieder sowie einen Teil der Armschwingen und der Handschwingen. Die Handschwingenmauser beginnt bei der innersten (ersten) Handschwinge und wird im November oder Dezember unterbrochen, bis dahin sind meist die inneren fünf oder sechs Handschwingen erneuert. Die Kleingefiedermauser wird über den Winter fortgesetzt. Die Handschwingenmauser wird im Frühjahr fortgesetzt oder beginnt dann erneut von vorn mit der innersten Handschwinge. Die Steuerfedern werden erst im Alter von vier bis sechs Monaten vermausert. Die Mauser der adulten Vögel erfolgt als Vollmauser, sie beginnt im März oder April und dauert bis November oder Dezember. Die Art besiedelt weite Teile der Paläarktis von Nordafrika, Portugal und Irland nach Nordosten bis Westsibirien, nach Südosten über Kleinasien bis zum Tian Shan und bis Kaschmir. Sie kommt in fast ganz Europa vor und fehlt hier nur im äußersten Norden etwa ab 67 °N. Ringeltauben bewohnen bewaldete Landschaften aller Art, gegebenenfalls reichen für eine Ansiedlung aber auch einzelne Bäume oder Büsche und wenn auch diese fehlen, brüten die Tiere z. B. in Dünen, auf Strandwiesen oder in Getreidefeldern auch auf dem Boden. Bruten im besiedelten Bereich sind in Europa mindestens seit 1821 bekannt, heute brüten Ringeltauben in Alleen, Parks und auf Friedhöfen vielfach auch bis in die Zentren der Städte. Die Brutplätze dürfen nicht zu weit von geeigneten Nahrungshabitaten entfernt sein, das sind in Europa heute vor allem landwirtschaftlich genutzte Bereiche wie Grünland und Äcker, aber auch die zur Brut genutzten Wälder und Grünanlagen. Die Nahrungsflüge können sich je nach Angebot auf die Nestumgebung beschränken, aber auch regelmäßig über Entfernungen von 10 bis 15 km erfolgen. Ringeltauben sind im Mai oder Juni des auf die Geburt folgenden Jahres geschlechtsreif. Die Tiere leben überwiegend in einer monogamen Saisonehe, zumindest bei nicht ziehenden Populationen kommen offenbar auch Dauerehen vor. Die Reviergründung erfolgt durch die Männchen. Gegen Artgenossen wird nur die Nestumgebung als Revier verteidigt. Die Größe des Reviers ist in Abhängigkeit von der Siedlungsdichte sehr variabel; bei sehr hoher Siedlungsdichte kann das Revier nur aus dem zur Brut genutzten Baum bestehen. Die Balz beginnt im März oder April, bei städtischen Populationen jedoch oft schon im Winter. Mit dem Beginn der Eiablage geht die Balzaktivität zurück, bedingt durch die sehr lange Brutsaison sind balzende Tiere jedoch bis in den September hinein häufig zu beobachten. Die Balz umfasst neben den häufigen Rufen auch einen Balzflug des Männchens. Dabei fliegt das Männchen von einer hohen Warte 20 bis 30 m steil nach oben und klatscht dabei oft laut mehrfach mit den Flügeln. Dann gleitet es mit waagerecht gestreckten Flügeln und gespreiztem Schwanz abwärts. Dieser Balzflug wird häufig zwei bis fünf mal wiederholt und erstreckt sich dann in einem großen Bogen durch das Revier und bei sehr kleinen Revieren auch darüber hinaus. Das Männchen bietet Nistplätze an, die endgültige Auswahl erfolgt durch das Weibchen. Das Nest wird überwiegend auf Bäumen oder großen Sträuchern gebaut, wobei vor allem der Sichtschutz wichtig ist. Daher werden im Frühjahr und im Herbst meist Nadelbäume bevorzugt. Die Art ist bei der Wahl ihrer Brutplätze jedoch sehr anpassungsfähig; wo größere Bäume fehlen, werden die Nester auch niedrig in Hecken angelegt und wenn auch diese fehlen, brüten Ringeltauben vor allem auf Inseln auch auf dem Boden. In Städten werden die Nester auch an Gebäuden in Nischen oder auf Vorsprüngen errichtet. Das Nest ist eine dünne Plattform mit einer mittigen Mulde und wird aus dünnen, meist unbelaubten Zweigen gebaut. Neue Nester sind oft so durchscheinend, dass die Eier von unten zu sehen sind. Meist bringt das Männchen Material zum Nestplatz, dass dann vom Weibchen verbaut wird. Der Nestbau dauert meist 6-13 Tage, mitunter auch nur 2 Tage. Die Nester werden häufig wiederholt benutzt, gelegentlich werden die Nester anderer Vogelarten als Nestunterlage verwendet. Die Eiablage erfolgt in Mitteleuropa ausnahmsweise bereits Ende Februar, beginnt jedoch meist erst im April oder Mai. Zwei Jahresbruten sind häufig, drei kommen vereinzelt vor. Die letzten Gelege werden meist bis Mitte September begonnen, selten auch noch im Oktober. Das Gelege besteht fast ausschließlich aus 2 Eiern, nur selten aus nur einem Ei. Die Eier sind weiß, matt glänzend und annähernd elliptisch. Eier aus Belgien messen im Mittel 40,3 x 29,6 mm, Serien aus anderen Gebieten West- und Mitteleuropas ergaben sehr ähnliche Werte. Die Brutzeit beträgt 16–17 Tage. Die Nestlingszeit dauert im Mittel 28-29 Tage, mit etwa 35 Tagen sind die Jungvögel voll flugfähig. Die Nestlinge werden wie bei allen Tauben mit Kropfmilch gefüttert, erhalten jedoch vom ersten Tag an auch die pflanzliche Nahrung, die die Eltern fressen. Deren Anteil wächst mit zunehmendem Nestlingsalter, Pflanzenteile machen am dritten Lebenstag der Nestlinge etwa 8 %, in der dritten Woche schon etwa 80 % der Nestlingsnahrung aus. Der Zeitpunkt der letzten Fütterung ist sehr variabel, liegt aber meist zwischen dem 26. und dem 40. Lebenstag. Bei Folgebruten füttert häufig nur noch ein Elternteil die Jungvögel. Ringeltauben sind je nach geografischer Verbreitung Standvögel bis Kurzstreckenzieher, die Zugneigung nimmt von Westen und Südwesten nach Nordosten zu. Britische und mediterrane Populationen sind fast ausschließlich Standvögel. Im Nordwesten Mitteleuropas (Belgien, Niederlande, Nordwestdeutschland) ziehen etwa 30 bis 55 % der Vögel. Die Ringeltauben Skandinaviens, Nordosteuropas und der Schweiz sind fast alle Zugvögel. Hauptfeind adulter Ringeltauben ist in West- und Mitteleuropa der Habicht, in Südeuropa auch der Habichtsadler. Bei Aufsammlungen von Beuteresten des Habichts ist die Ringeltaube aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihrer Häufigkeit meist eine der fünf am häufigsten vertretenen Arten.