Das Reh (Capreolus capreolus), zur Unterscheidung vom Sibirischen Reh auch Europäisches Reh genannt, ist in Mitteleuropa der häufigste Vertreter der Hirsche. Das Reh unterliegt dem Jagdrecht und wird dort dem Schalenwild zugeordnet. Jagdrechtlich zählt es zum Niederwild. Ausgewachsene Rehe messen von Kopf bis Steiß 100 bis 140 cm und erreichen eine Schulterhöhe zwischen 60 und 90 cm. Ausgewachsene männliche Tiere haben ein Durchschnittsgewicht von 15 bis 30 kg, weibliche wiegen 10 bis 15 % weniger. In Gebieten mit besonders guten Äsungsverhältnissen und geringer Beunruhigung werden auch höhere Gewichte erreicht. Das Geweih und die Lebensabschnitte eines Reh(bocke)s Männliche Tiere tragen ein Geweih (in der Jägersprache „Gehörn“, seltener auch „Gewichtel“ oder „Krickl“ genannt), das jährlich in der Zeit von Oktober bis November abfällt, aber unter einer schützenden und nährenden Basthaut sofort neu zu wachsen beginnt. Die Basthaut stirbt nach Abschluss der Geweihbildung ab und wird dann vom Bock durch Reiben („Fegen“) an Büschen und jungen Bäumen von der verbleibenden Knochenmasse entfernt. Das Geweih besteht aus zwei Stangen, die jede für sich aus der Schädeldecke wachsen. Vor allem beim einjährigen Bock sind diese Stangen als einfacher, unverzweigter Spieß ausgebildet. Seltener kommen die für zwei- und mehrjährige Böcke typischen Stangen mit jeweils zwei, maximal drei Sprossen vor. Das Geweihgewicht ist mit 100 bis 500 Gramm gering im Vergleich zu anderen Hirschen. Das Fell ist im Sommer kräftig rotbraun, im Winter graubraun oder dunkelbraun. Das Fell der Rehkitze ist rotbraun und weist eine weiße Punktierung auf dem Rücken und auf den Flanken auf. Im Norden Deutschlands zwischen Rhein und Elbe kommen regelmäßig schwarze Rehe vor. Im Winter vereinigen sich Rehe zu Familienverbänden (in der Jägersprache „Sprünge“ genannt). Territorialität ist nur bei Böcken bekannt, und dies auch nur dann, wenn sie das männliche Sexualhormon Testosteron dazu veranlasst, wie z. B. vor der Brunft bis Mitte August, wenn die Einstände als Reviere neu bezogen und auch verteidigt werden, und während der Brunft (Blattzeit). Beim Markieren ihrer Reviere verwenden sie Duftdrüsen an Kopf und Beinen und auch Urin. Außerhalb dieser Zeiten leben insbesondere ältere Böcke einzelgängerisch und verteidigen ihr Revier nicht, sind jedoch relativ standorttreu. Die Paarungszeit (Brunft, Blattzeit) findet in Mitteleuropa Ende Juli bis Anfang August statt. Bei Rehen kommt es im Gegensatz zu anderen Hirscharten zur Keimruhe. Das befruchtete Ei entwickelt sich erst ab Dezember und führt zur Geburt der Jungtiere (Kitze) im Mai des folgenden Jahres. Das weibliche Reh (Ricke) bringt ein, meistens zwei, selten drei Kitze zur Welt, die durch Längsreihen weißer Flecken gekennzeichnet sind. Diese Zeichnung verliert sich im Laufe der Zeit. Unmittelbar nach der Geburt werden die Kitze vom Muttertier durch Lecken gesäubert und so weit wie möglich geruchsfrei gemacht. Bereits 20 Minuten nach der Geburt beginnen Rehkitze mit den ersten Gehversuchen. Etwa eine Woche bleibt das Rehkitz im hohen Gras zurück, während das Muttertier äst und zur Fütterung zurückkehrt. Menschen, die Kitze in dieser Lage antreffen, halten sie häufig für vom Muttertier aufgegeben. In dieser Zeit sind sie besonders durch Fressfeinde gefährdet. Auch die Felder und Wiesen mähenden Landwirte treffen in dieser Zeit öfter auf ein Kitz, welches trotz des Lärms nicht flieht. Deshalb sind beim Mähen vorbeugende Maßnahmen zur Wildrettung unbedingt erforderlich, um tödliche Verletzungen von Rehkitzen zu vermeiden. Zwei Tage nach der Geburt kann ein Rehkitz laufen, nach drei Wochen ist es in der Lage zu rennen und zu springen. Rehe werden im Alter von eineinhalb Jahren geschlechtsreif. Ihre Lebensspanne umfasst in freier Wildbahn zehn bis zwölf, in Gefangenschaft bis zu siebzehn Jahre. Rehe werden in allen europäischen Ländern gejagt. Seit der Ausrottung großer Raubtiere (Wolf, Luchs) in weiten Teilen Europas haben die erwachsenen Tiere dort keine natürlichen Fressfeinde. Trotz erheblicher Jagdstrecken wuchs der Rehwildbestand in den letzten Jahrzehnten. Während in den 1970er Jahren die Zahl der erlegten Tiere in Deutschland noch zwischen 600.000 bis 700.000 Stück lag, wurden in den letzten Jahren jeweils etwa 1.100.000 Rehe erlegt. Das Reh gehört zur Unterfamilie der Trughirsche (Capreolinae). Als vermutlicher Vorgänger des Rehs wurde die Gattung Procapreolus ausgemacht, die im Miozän vor etwa 20-25 Millionen Jahren lebte. Während sich die Echthirsche erst im Verlauf des Pliozän vor etwa 10 Millionen Jahren entwickelten, blieb das Rehwild auf dieser relativ niedrigen Stufe stehen (Stubbe 1997). DNA-Analysen legen nahe, dass das Sibirische Reh (Capreolus pygargus) eine eigene Art ist. Es vereint die zuvor als Unterarten des Rehs geführten Sibirischen und Chinesischen Rehe. Das Sibirische Reh ist größer als die europäische Art und hat ein kräftigeres Geweih, kleinere Ohren und eine blassere Fellfarbe. Sibirisches und Europäisches Reh trennten sich als Arten vor schätzungsweise 3 Millionen Jahren. Der Rehbock ist genau auf mein Versteck zugelaufen und war für 500mm schon zu nah um ihn ganz auf's Bild zu bekommen.