Der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) ist die einzige in Eurasien vorkommende Art aus der Vogelfamilie der Zaunkönige (Troglodytidae). Zudem ist er nach dem Winter- und Sommergoldhähnchen der drittkleinste Vogel Europas. Lange Zeit wurde er Schneekönig genannt, da er auch im Winter lebhaft singt. Der Zaunkönig besiedelt Europa, Nordafrika, Vorder-, Zentral- und Ostasien und Nordamerika. Seine Nahrung setzt sich aus Spinnen, Weberknechten und Insekten, wie beispielsweise Nachtfaltern und Fliegen, sowie deren Eiern und Larven zusammen. Die Art gilt derzeit als nicht gefährdet. In Erzählungen trägt der Zaunkönig den Ruf der Schlauheit und List. Diese Nachrede geht auf eine Fabel des Äsop zurück, nach der die Vögel einst beschlossen, denjenigen von ihnen zum König zu machen, der am höchsten flöge. Dies vermochte der Adler, aber dem Zaunkönig gelang es durch eine Hinterlist, diesen zu übertreffen. Der Zaunkönig ist wie alle Vertreter der Gattung von runder Gestalt, mit meist hochgestelltem Schwanz. Der spitze, leicht gebogene Schnabel ist im oberen Teil schwarzbraun und im unteren Teil gelblich gefärbt. Die Iris des Auges ist nussbraun. Das Gefieder ist an der Oberseite rotbraun und an der Unterseite fahlbraun gefärbt. Ein undeutlicher cremefarbiger Überaugenstrich endet an den dunklen Ohrdecken. An Schwanz, Flügeln und Flanken befinden sich dunkelbraune Wellenlinien. Männchen und Weibchen sehen gleich aus. Während die Flügel beim Weibchen eine Länge von 45 bis 48 Millimeter aufweisen, sind sie beim Männchen zwischen 49 bis 53 Millimeter lang. Die Füße sind fleischfarben bis bräunlich. Zaunkönige haben eine Körperlänge von 9,5 bis 11 Zentimeter. Die Flügelspannweite beträgt 14 bis 15 Zentimeter und das Körpergewicht liegt meist zwischen 7,5 und 11 Gramm. Die Jungvögel gleichen den Altvögeln, die dunkle Bänderung ist jedoch nicht so ausgeprägt. Die Nestlinge haben an Kopf und Rücken kurze, schüttere dunkelgraue Daunen. Der Rachen ist leuchtend gelb und die Randwülste sind blassgelb. Die Jugendmauser findet je nach Schlupf in Mitteleuropa zwischen Ende Juli und Ende Oktober statt. Die Zeit der Brutmauser, eine Vollmauser der Altvögel, liegt im August bis Oktober. Die Ruhemauser als Teilmauser findet von Januar bis April statt. Der Zaunkönig kann einen Stamm mit den langen Zehen und den kräftigen Krallen senkrecht hinaufklettern, jedoch nicht kopfüber hinunterkommen. Er fliegt mit raschen Flügelschlägen gradlinig und direkt über den Boden. Der Zaunkönig besiedelt Europa, Nordafrika, Vorder-, Zentral- und Ostasien und Nordamerika. Er fehlt jedoch in weiten Teilen Europas, im Norden Fennoskandiens und im nördlichen Russland. Er lebt in Gebieten von der Ebene bis zur Höhe von 4.000 Metern. Der Zaunkönig ist in Nordafrika und Nordamerika Standvogel, in Mittel- und Südeuropa sowie in Asien Teilzieher und in Skandinavien, den baltischen Staaten sowie Russland Zugvogel. Jungvögel, die noch kein eigenes Revier haben, schließen sich größtenteils ziehenden Populationen an, um beliebig weit nach Süden mitzuziehen. Im Winter fehlt der Zaunkönig in den Bergwäldern der Alpen und im Mittelgebirge. Der Zaunkönig lebt in Büschen, Hecken und im Dickicht von Wäldern, Gärten und Parks. Bei entsprechendem Angebot an Schlupfwinkeln ist er in der offenen Kulturlandschaft anzutreffen. Zu seinen bevorzugten Lebensräumen zählen Bachauen mit freigespültem Wurzelwerk und Schling- und Kletterpflanzen sowie unterholzreiche Wälder und Feldgehölze. Er besiedelt oft auch Gebiete in der Nähe von Gewässern. Der Zaunkönig überwintert in Wäldern, Parks und Gärten mit deckenden Sträuchern und einer Krautschicht, oft in der Nähe großer Gewässer. Er ist einzeln oft in Ställen und Scheunen zu finden, in naturnahen Gärten auch an berankten Hauswänden, meistens Gärten mit Gartenteich. Dort ist er auch nicht besonders scheu. Je nach Verbreitungsgebiet kann der Beginn des Herbstzugs im September liegen und sich bis in den zeitigen November erstrecken. Der Frühjahrszug erfolgt normalerweise zwischen März und Mai. In Gebirgslagen findet ein Teilzug in die Täler statt. Nordeuropäische Populationen ziehen normalerweise nach Mittel- oder Südeuropa. Die Zaunkönige im nördlichen Nordamerika suchen Winterquartiere in den zentralen und südlichen US-Bundesstaaten oder im nördlichen Mexiko auf. In Asien ziehen die nördlichen Population meist nach Südwest- oder Südostasien. Die Habitate in den Winterquartieren liegen häufig in Wäldern, die durch eine dichte Krautschicht gekennzeichnet sind. Schilfreiche Habitate werden auch gerne angenommen. Im Gegensatz zur Brutzeit sind Zaunkönige in Ortschaften häufig in Stallungen, Scheunen, Gewächshäusern und an ähnlichen Orten anzutreffen. Der Zug erfolgt sowohl am Tage als auch während der Nacht. Aufgrund von Ringfunden konnten erstmals Aussagen über das Wanderverhalten der Zaunkönige getroffen werden. Demnach entfernten sich rund 87 Prozent der vorwiegend beringten Fänglinge und Nestlinge in einem Umkreis von bis zu 50 Kilometern. Jeweils zwischen drei und vier Prozent ergaben Entfernungen von 51 bis 100 Kilometer und 101 bis 200 Kilometer. Darüber hinaus ergaben die Ringfunde deutlich abnehmende Werte, so dass diese wahrscheinlich von Durchzüglern stammen. Der Zaunkönig ernährt sich ganzjährig hauptsächlich von tierischer Nahrung. Er frisst bevorzugt Spinnen, Weberknechte, Milben, kleine Krebstiere, Asseln, Tausendfüßer und Insekten sowie deren Eier und Larven. An Insekten vertilgt er vor allem kleine Nachtfalter, kleine Libellen, dem Gemeinem Ohrwurm (Forficula auricularia), Geradflügler, Wanzen, Ameisen, Hautflügler, Netzflügler, Stechmücken, Schmetterlinge, Fliegen und Mücken. Zu seiner Nahrung zählen auch Kaulquappen und Weichtiere. Manchmal ernährt er sich von kleinen Samen. Ab und zu frisst er Brom-, Him- und Holunderbeeren. Gelegentlich tritt er auch als Traubendieb in Erscheinung, der selbst Obstnetze durchschlüpfen kann. Zur Nahrung gehören auch im flachen Wasser lebende Kleintiere. Die Beutesuche findet überwiegend in Bodennähe, im Wurzelwerk, im Reisig und am Gewässerrand statt. Seltener wird die Beute im Geäst von Bäumen oder Sträuchern aufgelesen. Nahrungshabitate liegen gewöhnlich in unmittelbarer Nähe zu einem Gewässer, da das Nahrungsangebot dort höher als an anderer Stelle ausfällt und selbst in der Winterzeit gegeben ist. Der Zaunkönig schlüpft dabei durch das Unterholz, dringt mit seinem langen und schlanken Schnabel in kleinste Ritzen und Fugen der Rinde sowie in Astlöcher vor und stöbert dort Insekten, Spinnen und Larven auf. Die unverdaulichen Chitinteile werden als Speiballen herausgewürgt. Am Gewässerrand nimmt der Zaunkönig Kleintiere aus dem Wasser auf. Während Weibchen ihre Nahrung grundsätzlich nur in Bodennähe suchen, begeben sich Männchen auch in das Geäst hoher Bäume. Der Zaunkönig erreicht die Geschlechtsreife im ersten Lebensjahr. In Mitteleuropa findet die erste Brut Ende April/Mai und meist eine zweite im Juni/Juli statt. In der Regel lebt das Männchen mit mehreren Weibchen, selten monogam. Im Frühjahr sucht das Männchen ein Brutrevier. Dort beginnt es bei der Ankunft sogleich mehrere Nester im Rohbau zu fertigen. Die Wahl der Neststandorte hängt sowohl vom Gelände als auch von der Vegetation ab. Die Nester befinden sich meist in einer Höhe von maximal zwei Metern unter Bruchholz und Baumwurzeln, unter ausgespülten Bachufern oder im dichten Buschwerk. Weiterhin stellen Verstecke in Hecken, unter Stegen, in alten Mauern oder in Stallungen geeignete Nistplätze dar. Nester werden aber auch in vertrockneten Tierleichen, in zum Trocknen aufgehängter Wäsche, in Brutröhren des Eisvogels und der Uferschwalbe, in Nestern der Wasseramsel, Beutelmeise oder anderer Vögel gebaut. Auch im Gebälk von Dächern oder in zusagenden Nistkästen sind sie zu finden. Oft duldet der Zaunkönig die Nester von Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Dorngrasmücke, Haussperling und Rotschulterstärling in unmittelbarer Nähe zu seinem Nistplatz. Das Nest ist oval und kugelförmig geschlossen mit seitlichem Eingang; Größe und Material variieren je nach Standort. Das Kugelnest wird normalerweise aus Moos, trockenen Blättern, Farnwedeln, Stängeln und kleinen Ästen sowie Wurzeln gebaut. Das Männchen bildet durch feuchte Blätter zunächst Nestboden und Hinterwand und verstärkt das Ganze schließlich mit Halmen, Wurzeln und Ästen. Nachdem etwa eine Halbkugel gefertigt ist, baut es überwiegend mit feuchtem Moos weiter bis die Kugel geschlossen ist. Manche Nester werden gänzlich nur aus Moos gefertigt. Wichtig ist, dass das Material feucht ist, damit es beim Trocknen die Form festigen kann. Das Nest ist in der Regel etwa 16 Zentimeter hoch und 13 Zentimeter breit. Das seitliche Einschlupfloch hat einen Durchmesser von 2,5 Zentimetern und ist an den Rändern besonders verstärkt. Das Männchen baut bis zu acht Rohbauten vor der ersten Kopulation. Danach kann es noch weitere zwei bis vier Nester fertigen. Sobald ein Nest im Rohbau gefertigt ist, beginnt das Männchen seinen Gesang, um ein Weibchen anzulocken. Begibt sich eines in seine Nähe, wird der Gesang leise und unvollständig. Bei Interesse nimmt das Weibchen eine Balzhaltung ein, indem es mit hängenden, sich dauernd zuckenden Flügeln den gefächerten Schwanz auf und ab und seitlich hin und her herbewegt. Nun fliegt das Männchen das Weibchen an. Manchmal fliegt das Weibchen jedoch fort, woraufhin ihm das Männchen folgt. Nach erneutem Singen fliegt es mit dem Weibchen zurück. Das Männchen schlüpft schließlich singend in eines seiner Nester, um es vorzuzeigen. Das Weibchen schaut sich das Nest von außen an und schlüpft manchmal für eine Zeitspanne von mindestens zehn Sekunden bis zu einer Minute hinein, um das Nest auf Stabilität, Größe und Aufbau zu prüfen. Zeigt das Weibchen mit leisem tzerr sein Interesse, so ist es paarungsbereit und verändert seine Körperhaltung. In Kauerstellung zittert es mit abgestellten Flügeln und schlägt den gefächerten Schwanz nach unten. Sofort nach der Kopulation fliegt das Männchen zu seiner Singwarte. In den folgenden Tagen polstert das Weibchen das Nest mit Moos, Wolle und Federn aus. Währenddessen versucht das Männchen, weitere Nester zu bauen und jedes sich nähernde Weibchen für sich zu gewinnen. In einer Brutzeit wurden Paarungen mit fünf Weibchen beobachtet.