Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), auch Breitblättrige Fingerwurz genannt, ist eine auf ungedüngten Feuchtwiesen noch gelegentlich häufig anzutreffende Orchideenart. Der Gattungsname Dactylorhiza kommt von den fingerartigen Wurzelknollen (von griechisch δάκτυλος dactylos = Finger und ρίζα rhiza = Wurzel). Das Art-Epitheton majalis weist auf den Blütemonat Mai hin (von lateinisch maialis = auf den Mai bezogen). Es sind ausdauernde krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 15 bis 40 cm, kräftige Pflanzen auch von 60 cm, erreichen. Die drei bis acht dunkel gefleckten Laubblätter sind am Stängel verteilt. Die unteren Laubblätter sind eiförmig bis eiförmig-lanzettlich mit einer Länge von 6 bis 18 cm und einer Breite von 1,5 bis 3,5 cm. Die oberen Laubblätter werden zunehmend kleiner und sind mehr lanzettlich geformt. Die Tragblätter sind ungefähr so lang wie die Blüte, sie bedecken diese vor dem Aufblühen. Der 4 bis 15 cm lange, dichtblütige Blütenstand ist zunächst konisch, im aufgeblühten Zustand deutlich zylindrisch und enthält 7 bis 40 Blüten. Die Blüten sind purpurrot, selten hellrosa oder weiß gefärbt. Die seitlichen Blütenhüllblätter des äußeren Kreises des Perigons stehen schräg oder senkrecht nach oben. Sie sind 7 bis 12 mm lang und 2,5 bis 5 mm breit. Das mittlere Blütenhüllblatt ist kleiner und bildet mit den beiden seitlichen Blütenhüllblättern des inneren Kreises einen „Helm“. Diese sind 6 bis 11 mm lang. Die dreilappige Lippe ist 5 bis 10 mm lang und 7 bis 14 mm breit. Die Lippenform und das Lippenmuster sind variabel. Im helleren, mittleren Bereich der Lippe setzt sich die Zeichnung aus Linien, Strichen oder Punkten zusammen. Der Sporn ist etwas abwärts gebogen und knapp so lang wie der Fruchtknoten. Die Blütezeit beginnt in tieferen Lagen bereits Anfang Mai und endet in höheren Lagen Ende Juli. Die untersten Blüten öffnen sich meist schon, bevor der Stängel seine endgültige Höhe erreicht hat. Die Knolle ist flach und dreiteilig-handförmig. Das Breitblättrige Knabenkraut besitzt einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 40 Chromosomen (Zytologie: 2n = 80). Die Vermehrung erfolgt entweder über Samen oder das Wachstum von mehr als einer Tochterknolle pro Jahr. Die Samen sind sehr klein (wie Staubkörnchen) und mit bloßem Auge kaum als solche zu erkennen. Der Same enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Eine Keimung kann nur mit Hilfe eines speziellen Wurzelpilzes (Mykorrhiza) erfolgen. Das Breitblättrige Knabenkraut wächst hauptsächlich auf stickstoffarmen feuchten bis nassen Wiesen, die aus verschiedenen Pflanzengesellschaften bestehen. Seltener ist es in Niedermooren zu finden. Sie liebt unbeschattete, sonnige Standorte. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich in Europa von den Pyrenäen bis zum Baltikum und an den Don, möglicherweise auch bis zur Wolga. Südlich der Alpen kommt das Breitblättrige Knabenkraut nicht vor, in Südskandinavien ist es selten. Es ist ein Florenelement der zentral- und westsubmediterranen, pannonischen, süd- und mittelatlantischen, subatlantischen und zentraleuropäischen Florenzonen, möglicherweise auch der pontischen Florenzone. In Deutschland ist das Breitblättrige Knabenkraut noch mit mehreren Lücken weit verbreitet, es sind jedoch viele Standorte bereits erloschen, besonders von West- bis Norddeutschland. In der Schweiz ist das Breitblättrige Knabenkraut ebenfalls noch ausreichend weit verbreitet. Eine deutliche Lücke befindet sich südlich der Aare zwischen Aarau und dem Neuenburgersee. Das Breitblättrige Knabenkraut ist zwar in manchen Regionen noch häufiger anzutreffen, ist aber dennoch als Orchidee geschützt. Seit geraumer Zeit nehmen die Bestände diese Art wie bei vielen Pflanzen der Feuchtwiesen ab. Hauptursachen sind Stickstoffeintrag durch Düngung, Trockenlegen der Standorte und intensive Beweidung. Das Breitblättrige Knabenkraut reagiert nicht so empfindlich auf Veränderungen der Standorte wie zum Beispiel das Fleischfarbene Knabenkraut, mit welchem es sich die Standorte gelegentlich teilt. Es verschwindet meist als letzte der heimischen Orchideen. Diese Toleranz macht es zu einer noch relativ häufigen Art.