Der Mäusebussard (Buteo buteo) ist ein Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen und der häufigste Vertreter dieser Familie in Mitteleuropa. Er ist mittelgroß und kompakt, das Gefieder variiert von Dunkelbraun bis fast Weiß. Er kann oft bei seinen kreisenden Segelflügen oder bei der Ansitzjagd beobachtet werden. Sein Lebensraum sind offene Landschaften wie Wiesen, Äcker und Heide mit angrenzenden Waldgebieten, in denen er sein Nest baut. Sein Verbreitungsgebiet umfasst ganz Europa mit Ausnahme Islands und dem Norden Skandinaviens. Nach Osten reicht das Areal über Zentralasien bis Japan. Kleinsäuger machen den Hauptteil seiner Nahrung aus, weiterhin gehören andere kleine Wirbeltiere, Insekten und Regenwürmer zum Nahrungsspektrum. Mäusebussarde sind überwiegend Teilzieher. Die Überwinterungsgebiete liegen in Mitteleuropa, Nordafrika, dem Nahen Osten und Indien. Der Mäusebussard ist nicht gefährdet, und seine Bestände sind, nach starker Verfolgung bis ins 20. Jahrhundert hinein, wieder zunehmend. Der Mäusebussard ist ein mittelgroßer, kompakter Greifvogel. Er ist 51 bis 57 Zentimeter lang und hat 113 bis 128 Zentimeter Flügelspannweite. Die Flügel sind relativ breit, der relativ kurze Schwanz ist am Ende abgerundet. Während des kreisenden Segelfluges werden die Flügel flach v-förmig aufgestellt. Die Handschwingenspitzen sind immer dunkel, der Schwanz meist durchgehend eng gebändert. Der Kropfbereich (Brustlatz) ist meist längsgestreift, seltener einfarbig weiß bis schwarzbraun und auch bei sonst heller Unterseite meist dunkel. Das oft hellere Brustband ist dunkel längsgestreift bei Jungvögeln und quergebändert bei Altvögeln. Die Unterschwanzdecken sind einfarbig, gefleckt oder gebändert. Die Federn an den Unterschenkeln, die sogenannten Hosen, sind einfarbig, gebändert oder längsgestreift. Die beiden zuletzt genannten Gefiederpartien können heller bei dunklen und dunkler bei hellen Unterseiten sein. Der Schwanz ist das sicherste Merkmal, um die Nominatform des Mäusebussards von seinen Unterarten und vom Raufußbussard zu unterscheiden. Bei der Nominatform des Mäusebussards sind die Schwanzfedern grau, braun oder rostrot mit acht bis zwölf dunklen Querbinden. Die weitere Färbung und Zeichnung ist sehr variabel. Diese Variabilität spiegelt sich nicht nur im französischen Namen buse variable wider. Für sie wurden oft Erklärungsversuche mit Bezug auf die geographische Verbreitung unternommen. Dieser Zusammenhang wurde jedoch schon früh in Frage gestellt, später intensiv untersucht. Dabei wurden die Verteilungen der Farbvarianten über größere Gebiete untersucht. Außerdem wurde ein Zusammenhang zum Reproduktionserfolg festgestellt. Um diesen Zusammenhang im Detail zu erforschen, werden in Deutschland Mäusebussarde mit Flügelmarken ausgestattet. Im Rahmen eines citizen science-Projekts können Sichtungen durch die Bevölkerung an die Forscher gemeldet werden. Eine molekulargenetische Untersuchung führte zur Feststellung einer niedrigen Enzym-Heterozygotie, woraus eine Hypothese zur Rolle eines eventuellen genetischen Flaschenhalses aufgestellt wurde, die sich mit dem hochgradigen Polymorphismus der Mäusebussarde vereinbaren ließe. Die Nominatform des Mäusebussards tritt in sehr verschiedenen Färbungen von nahezu ganz weiß bis fast vollständig schwarzbraun in zahlreichen Übergängen auf, was einzigartig in der Vogelwelt Mitteleuropas ist. Es können helle, intermediäre und dunkle Morphen unterschieden werden. Die dunkelsten Morphen sind fast vollständig lehmfarben bis schwarzbraun, Jungvögel (vom Ausfliegen bis zur ersten Mauser) mit Längsstreifen auf der Unterseite, die teilweise auch bis über den Kropf gehen. Die Altvögel können auf der Unterseite Querstreifen bis zum dunkleren Kropfbereich haben. Der vollständig gebänderte Schwanz ist braun oder grau. Intermediäre Morphen haben eine weniger deutliche Zeichnung auf der weißlichen bis blassgelblichen Unterseite, teilweise ohne den typischen Brustlatz auf dem unteren Bereich des Kropfes. Der Schwanz ist manchmal unvollständig gebändert. Die hellsten Morphen mit weißlich-blassgelber Grundfarbe der Unterseite und des Rückens, haben deutlich weniger bis nahezu fehlende Flügel- und Schwanzbänderung. Hellgelbliche Individuen haben oft ockerbraune und graue Fleckung auf dem Rücken, weshalb sie „bunt“ aussehen. Die hornfarbenen Krallen sind bei allen Morphen entsprechend der Gefiederfärbung heller oder dunkler. Der Schnabel ist schwarz und zum Kopf hin heller. Die ungefiederten Körperteile (Füße und Wachshäute) sind bei frisch geschlüpften Jungvögeln hellrosa, bei Altvögeln gelb. Die Iris ist in ihrer Färbung variabel von Grau, Graubraun bis Grau, selten auch heller oder gelblich und steht im Zusammenhang zur allgemeinen Gefiederfärbung. Die Farbe der Iris ist bei Jungvögeln heller als bei Altvögeln. Eine sichere Unterscheidung von Jugend- und Alterskleid ist äußerlich an der Zeichnung und Form der Schwanzfedern möglich. Bei Jungvögeln ist die dunkle Subterminalbinde unwesentlich breiter als die restlichen dunklen Binden. Bei Adulten ist die Subterminalbinde deutlich breiter. Die Jungvögel haben mehr zugespitzte, die Altvögel eher gerade endende Schwanzfedern. Der Wechsel vom Jugend- ins Alterskleid findet in der ersten Mauser, also im Alter von etwa einem Jahr statt. Dabei wird nicht das gesamte Großgefieder erneuert, meist verbleiben noch die äußersten Handschwingen. Dies gibt die Möglichkeit einer Differenzierung von Vögeln im dritten Kalenderjahr (bis zwei Jahre Lebensalter) und älteren Exemplaren. Das erste und zweite Dunenkleid der Nestlinge kann mausgrau oder rein weiß sein. Nestlinge mit mausgrauem Dunenkleid haben einen weißen Nackenfleck und durchgehend hornschwarze Krallen. Im weißen Dunenkleid fehlt dieser Nackenfleck, und die Krallen sind von der Spitze her bis zu einem Drittel weiß. Ausgewachsene Männchen aus Deutschland wiegen durchschnittlich 790 g (622 bis 1183 g Variationsbreite), Weibchen 990 g (782 bis 1364 g). Es handelt sich um Normalgewichte (ohne verhungerte Individuen) im Jahresdurchschnitt. Der Ernährungszustand wurde berücksichtigt und der Kropf- und Mageninhalt abgezogen. Das Gewicht schwankt im Jahresverlauf erheblich, da von der Brutzeit bis zum Winter im Durchschnitt bei Männchen bis zu 130 g (12 bis 290 g) und bei Weibchen bis zu 180 g (47 bis 370 g) Reservefett angelegt wird, das anschließend (größtenteils von Januar bis April) fast vollständig verbraucht wird. Das entspricht 14,2 Prozent des Normalgewichts bei Männchen und 15,6 Prozent bei Weibchen. Demnach wird im November/Dezember das Jahreshöchstgewicht erreicht. In Ausnahmefällen kann das Reservefett etwa ein Viertel des Gesamtgewichts ausmachen. Die aufgenommene Nahrungsmenge findet größtenteils im Kropf Platz. Ihre Masse beträgt bei Männchen im Durchschnitt 82 g (max. 156 g), was 10,4 Prozent (max. 19,7 Prozent) ihres Normalgewichts, bei Weibchen 134 g (max. 209 g) ihres Normalgewichts 13,5 Prozent (max. 21,1 Prozent) entspricht. Bei täglichen Nestkontrollen durch Besteigen der Nistbäume zwischen 1988 und 1996 von insgesamt 15 Nestern in Drenthe (nordöstliche Niederlande) wurde ein Durchschnittsgewicht der Jungvögel am Schlupftag von 44,5 g ermittelt. Es wurde abends an 10 Jungvögeln, davon sieben Männchen und drei Weibchen, gemessen. Der Mäusebussard ist ein vergleichsweise viel rufender Greifvogel. Der oft im Flug zu hörende, laute Ruf klingt abfallend miauend und wird gerne vom Eichelhäher imitiert. Es ist der bekannte Bussardruf „hiääh“, der während des ganzen Jahres, meistens jedoch während der Brutsaison, zu hören ist. Der sehr ähnliche Alarmruf beginnt mit platzendem „pi“, auf das ein weniger grelles „-jää“ folgt. Er kann auch von den Jungvögeln ab etwa 20 Tagen Lebensalter zu hören sein. Es gibt keine geschlechtsspezifischen Rufmerkmale. Der Alarmruf wirkt meist „ärgerlicher“ als der öfter zu hörende, mehr „miauende“ Ruf. Die Jungvögel betteln ab dem ersten Lebenstag mit „piij piij“, was ab etwa 12 Tagen tiefer und kräftiger klingt. Die Einzellaute bestehen dann aus einer betonten Vorsilbe und einer tieferen zweiten Silbe: „biijüüi biijüüi ...“. Wenn das Nest verlassen wird, also etwa ab dem 40. Lebenstag, besteht dieser Laut oft nur noch aus der zweiten Hälfte. Je nach Hunger der Jungvögel können diese dann in Serien in Abständen von wenigen Sekunden bis zu langen Pausen gerufen werden. Ab Juli sind diese besonders auffälligen Bettelrufe vor allem als Standortrufe abseits vom Nest zu hören. Der Mäusebussard bewohnt vor allem kleine Waldgebiete mit angrenzenden, offenen Landschaften. Im Umfeld des Waldes bevorzugt er Weiden, Wiesen, Heide und Feuchtgebiete oder durch Menschen kurz gehaltene Vegetation. Seine Nahrung sucht er fast ausschließlich in diesen offenen Landschaften, weshalb seine Verbreitung an das Auftreten der Verbindung dieser Landschaftsformen gebunden ist. Bruten in Höhen über 1000 Meter über dem Meeresspiegel sind selten. Oft sind Mäusebussarde entlang von Autobahnen auf Pfosten sitzend zu sehen, da sie diese und andere Wege bei der Jagd absuchen. Bei der Nistplatzwahl werden Waldkanten kleinerer Altholzbestände bevorzugt, seltener wird das Innere geschlossener Wälder oder schmale Grenzstreifen zwischen Feldern oder Einzelbäume besiedelt. Zunehmende Besiedlungen baumarmer Landschaften wurden auf Kontrollflächen in der Nähe von Potsdam und im Westen von Schleswig-Holstein beobachtet. Dabei wurde auch ein hoher Anteil von Bruten in Pappelreihen festgestellt, aber auch auf Einzelbäumen und in Kleingehölzen im Abstand von unter hundert Metern zu Einzelgehöften. Diese Neubesiedlungen wurden schon davor als nicht selten bezeichnet. Es gibt erfolgreiche Bruten in direkter Nähe zu Häusern im Siedlungsbereich. Die Wahl der Art des Nistbaums, der meistens an der Basis mindestens 20 Zentimeter Durchmesser hat, ist vom lokalen Angebot abhängig. In Brandenburg dominiert dabei die Kiefer, gefolgt von Eiche, Buche, Erle, Birke oder Weide, auf der schwäbischen Alb die Buche, weit vor Eiche, Fichte, Tanne u. a., wobei das Nest dort im Mittel in etwa 18 Meter Höhe gebaut wird. Das Nest wird am Stammende in Astabzweigungen oder in Stammnähe auf Seitenästen angelegt. Bisher wurden zwei Bodenbruten in Schleswig-Holstein und eine Brut auf einem Hochspannungsgittermast nachgewiesen. In neuerer Zeit wurden in Deutschland auch Felsbruten beobachtet. Die Nominatform des Mäusebussards ist in allen Teilen Mitteleuropas verbreitet und der häufigste Greifvogel, mit deutlichem Abstand vor dem Turmfalken. Der Mäusebussard fehlt jedoch auf Island, in Norwegen (bis auf dessen südlichsten Teil), weiterhin im Nordwesten von Schweden und in Finnland. Das Verbreitungsgebiet der Nominatform wird im Osten durch die baltischen Staaten, West-Weißrussland, den Nordwesten der Ukraine und den Osten von Bulgarien und Griechenland begrenzt. Die weitere Verbreitung der Art ist im Abschnitt Innere Systematik aufgeführt. Im Großteil der Türkei, dem gesamten Nahen Osten und in Nordafrika gibt es keine Brutvorkommen. Ebenso ist der Großteil Irlands sowie der Osten Englands und Schottlands seit der Ausrottung Ende des 19. Jahrhunderts nicht besiedelt. Der Mäusebussard gehört mit weiteren 27 Arten weltweit, von denen er und weitere 9 in Eurasien und Afrika vorkommen, zur Gattung Bussarde, aus der Familie der Habichtartigen. Die nächsten Verwandten des Mäusebussards sind der Adlerbussard, der Hochlandbussard und der Bergbussard, mit denen er eine Superspezies bildet. Während der Brutsaison zeigen Mäusebussarde territoriales Verhalten, indem das Brutrevier um den Horstbaum verteidigt wird. Während der Balz ab Mitte Februar zeigen die Brutpaare Balzflüge über dem Brutrevier. Diese bestehen aus gemeinsamem, segelndem Kreisen, bei dem viel gerufen wird. Dann folgt ein sinusähnliches Fallen und Steigen, welches meistens mit einem Sturzflug zum Nest beendet wird. Fremde Mäusebussarde werden durch schnellen Anflug mit kräftigen Flügelschlägen aus dem Luftraum über dem Brutrevier vertrieben. Während der Brut und Jungenaufzucht werden diese Grenzstreitigkeiten zwischen Nachbarpaaren seltener. Mit einzelnen, fremden Mäusebussarden kann es gelegentlich noch zu Auseinandersetzungen kommen. Fotografiert in Lachen-Speyerdorf - Flugplatzgelände Hier ein Video: https://www.youtube.com/watch?v=uqefvf3TNxw Weiter Infos unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Mäusebussard