Der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense), auch Zinnkraut, Acker-Zinnkraut, Katzenwedel, Pferdeschwanz, Schaftheu, Pfannebutzer oder Scheuerkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Klasse der Schachtelhalme (Equisetopsida). Der Acker-Schachtelhalm ist ein ausdauernder Geophyt. Seine reich verzweigten, behaarten Rhizome treiben bis 1,60 Meter tief in den Boden hinein. Die sporangientragenden (= fertilen) Triebe sind von den sterilen Laubtrieben verschieden. Die grünen sterilen Triebe erreichen eine Wuchshöhe von 10 bis 50 Zentimetern und einen Durchmesser von (1 bis) 3 bis 5 Millimetern. Sie sind mit Ausnahme der Spitze reichlich und regelmäßig quirlig verzweigt mit einfachen, aufsteigenden bis aufrecht abstehenden Ästen. Der Stängel hat 6 bis 20 Rippen, die glatt oder mit stumpfen, niedrigen Papillen besetzt sind. Im Querschnitt nimmt die Zentralhöhle etwa ein Viertel des Durchmessers ein; sie ist größer als die Seitenhöhlen. Die Stängelscheiden sind 5 bis 12 Millimeter lang (die oberen sind etwa so lang oder etwas kürzer als das unterste Glied der Seitenäste), mit 10 bis 12 (selten 6 bis 20) bis 4 mm langen, dreieckig-lanzettlichen, sehr spitzen, aber nicht begrannten, schwärzlichen, nur schmal weißlich berandeten Zähnen. Die Äste sind vier- bis fünfkantig, nicht hohl und haben am Grund eine gelbliche, etwa 1 mm lange Asthülle. Die 4 (bis 6) Zähne der Astscheiden stehen ab, und sind schmal, zwei- bis vier Mal länger als breit und zugespitzt. Die sporangientragenden Triebe erscheinen vor den sterilen Trieben und sterben nach dem Ausstäuben ab. Sie sind nur 5 bis 20 (selten bis 40) Zentimeter hoch, von hellbrauner Farbe und haben vier bis sechs Scheiden, aber keine Äste. Die Sporangienähre ist 1 bis 4 cm lang und stumpf. Die sporangientragenden Triebe erscheinen von März bis Anfang Mai, die Laubtriebe im Mai. Die Pflanze hat einen diploiden Chromosomensatz mit 2n = 216 Chromosomen. Der Acker-Schachtelhalm hat eine sehr weite, circumpolare Verbreitung auf der Nordhalbkugel, von der arktischen bis zur submediterranen (sporadisch auch noch in der mediterranen) Zone und von ozeanischen bis zu extrem kontinentalen Klimabedingungen. Eingeschleppte Vorkommen gibt es in Südafrika, Australien und Neuseeland. Equisetum arvense besiedelt Äcker, lehmige feuchte Wiesenränder, Gräben und Böschungen. Er gilt als Zeigerpflanze für Staunässe. Der Acker-Schachtelhalm wird in Japan als Gemüse angebaut. Eine Jauche oder ein Kaltwasserauszug aus Acker-Schachtelhalm dient als Stärkungsmittel für Pflanzen und zur vorbeugenden Bekämpfung von saugenden Schädlingen wie z. B. Blattläusen ist sie hervorragend geeignet. Der hohe Kieselsäuregehalt festigt die Zellstruktur der Pflanzen und erschwert es Schädlingen, die Oberfläche der Pflanze zu zerstören. Die Besprühung mit Schachtelhalm-Tee hilft gegen Mehltau und Rost an Obstgehölzen und Tomatensträuchern. Zur Herstellung des Tees muss der Schachtelhalm ca. 20 min. mit Wasser aufkochen, damit sich die Kieselsäure löst. Im ökologischen Feldbau werden nicht nur Extrakte von Schachtelhalm sondern auch von Senfsamen und Meerrettich zum Beizen von Saatgut verwendet. Dabei werden beachtenswerte Ergebnisse erzielt. Diese reichen jedoch nicht an konventionelle Mittel heran, die eine Effektivität von 99,5 % gegenüber Keim-Krankheiten und Schädlinge haben. Als Heilpflanze einige Zeit fast vergessen, wurde er vor allem als Reinigungsmittel für Gegenstände aus Zinn verwendet, woraus sich auch einige seiner volkstümlichen Namen ableiten. Dabei wirken die enthaltenen Kieselsäurekristalle als Putzkörper. Die Pflanze enthält etwa 10 % Kieselsäure. Außerdem enthält sie die als therapeutisch wirksam bekannten Bestandteile Flavonoide, Pflanzensäuren, Saponoide, Glykoside, Kalium und Carbonsäuren. Das Aroma der getrockneten Pflanze ist beinahe neutral. Beim kauen der Pflanze knirscht es etwas zwischen den Zähnen, was von der Kieselsäure herrührt. Der in der Apotheke auch Equiseti herba genannte Schachtelhalm- oder auch Zinnkraut-Tee wird zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der Nieren und Harnwege und bei Nierengries verwendet. Er eignet sich auch zur Behandlung von chronischem Husten und zur Ausschwemmung von Ödemen. Auch in der Arthrose-Medizin finden Konzentrate (Elixier) erfolgreich Anwendung. Heute ist Acker-Schachtelhalm Bestandteil vieler standardisierter Präparate, wie Rheuma-, Husten-, Nieren-, Blasen- und Blutreinigungstees. Wegen des hohen Kieselsäuregehaltes wirkt der Acker-Schachtelhalm in erster Linie stärkend auf das Bindegewebe, er fördert den Stoffwechsel und die Durchblutung und wirkt blutstillend. Außerdem zeigt er leicht harntreibende (diuretische), abschwellende und immunstimulierende Effekte und stärkt das Verdauungssystem. Nebenwirkungen sind keine bekannt. Zum Trocknen und in der Phytotherapie wird nicht der fruchtbare Sporentrieb, sondern die erst später erscheinenden unfruchtbaren, sattgrünen und jungen Frühjahrs- und Sommertriebe geerntet. Von diesen oberirdischen Pflanzenteilen (Droge: Herb. equiseti) werden von Mai bis August die oberen zwei Drittel der Triebe gesammelt. Diese werden luftgetrocknet, zerschnitten und ergeben eine Komponente zum Schachtelhalm- oder auch Zinnkraut-Tee, der in der Apotheke auch Equiseti herba genannt wird. Nur wer den Acker-Schachtelhalm kennt und genau bestimmen kann, sollte die Pflanze selbst sammeln. So besteht an feuchten Standorten Verwechslungsgefahr mit dem Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre), der wegen seines hohen Alkaloidgehaltes giftig ist.