Die Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris), die auch als Weiße Sumpfwurz, Echte Sumpfwurz oder Sumpf-Sitter bekannt ist, ist eine Art aus der Gattung der Stendelwurzen (Epipactis) aus der Familie der Orchideengewächse (Orchidaceae). Die Namen nehmen Bezug auf die von dieser Art bevorzugten feuchten Standorte. Die Sumpf-Stendelwurz ist ein sommergrüner, ausdauernder, krautig wachsender Rhizomgeophyt mit kriechender Grundachse und abwärts gerichteten behaarten Wurzeln. Er bildet lange, stark verzweigte, waagrechte Rhizome als Überdauerungsorgane. Während der Wachstumszeit werden mehrere Neutriebe gebildet. So kommt es zu einer vegetativen Vermehrung. Der aufrechte Stängel erreicht Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimeter. Besonders kräftige Exemplare können bis zu 80 Zentimeter hoch werden. An seinem Grund sind zwei bis vier schuppenartige, grün oder violett überlaufene Blätter. Die fünf bis acht zweizeilig angeordneten Laubblätter sind im unteren Drittel des Stängels lanzettlich bis eiförmig spitz geformt mit einer Länge von 5 bis 10 cm und einer Breite von 2 bis 4 cm. Darüber sind sie tragblattartig geformt mit einer Länge von 2 bis 4,5 cm. Der Blütenstand ist 6 bis 15 cm lang und meist lockerblütig mit fünf bis zwanzig Blüten besetzt. Die Blüten sind einseitswendig angeordnet. Die Blütenhüllblätter des äußeren Kreis des Perigons sind lanzettlich geformt. Das obere Blütenhüllblatt ist 8 bis 12 mm lang und 3,5 bis 4 mm breit, die beiden seitlichen sind etwas länger. Sie sind meist grünlich gefärbt und rot-violett überlaufen. Selten sind sie vollständig grün oder kräftig violett gefärbt. Die beiden oberen Blütenblätter des inneren Kreises sind ellipsoid bis eiförmig, 8 bis 11 mm lang, etwa 4 mm breit und weiß bis hellrosa gefärbt mit violetten Linien entlang der Aderung. Die Lippe (Labellum) ist in zwei Glieder geteilt und 9 bis 13 mm lang. Der hintere Teil der Lippe (Hypochil) ist schüsselförmig, weißlich gefärbt mit rötlich-violetter Linienzeichnung. In der Mitte wird Nektar abgesondert. Der vordere Teil der Lippe (Epichil) ist rund, weiß gefärbt und am Rand gewellt. Er besitzt am Grund zwei deutliche Wülste, die von einer orangeroten Linie umgeben sind. Vorder- und Hinterlippe sind durch ein bewegliches Glied verbunden. Die Blütezeit liegt zwischen Juni und August. Die Sumpf-Stendelwurz hat einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 20 Chromosomen (Zytologie: 2n = 40). Der Same dieser Orchidee enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Die Keimung erfolgt daher nur bei Infektion durch einen Wurzelpilz (Mykorrhiza). Die Sumpf-Stendelwurz besiedelt bevorzugt kalkreiche Böden. Sie kommt zuweilen auch in kalkfreien Feuchtgebieten vor. Sie besiedelt nasse Dünentäler, Pfeifengraswiesen, Quell- und Niedermoore, sickernasse Hänge, Seeufer, wechselfeuchte Mulden in Flussauen und lichte Kiefern- und Pappelwälder. Sie ist lichtliebend und ist daher auf eine niedrige Vegetation oder auf Mahd angewiesen. Zu nährstoffreiche Böden werden gemieden, ebenso eine zu starke Beschattung. Selten wächst sie auf trockeneren Böden, zum Beispiel in Begleitung des Helm-Knabenkrauts. Die Verbreitung der Sumpf-Stendelwurz zieht sich durch die temperate und submeridionale Florenzone durch Europa bis Vorderasien, in Asien weiter bis Sibirien, Kaukasien und den Westen des Iran. Nach Norden dringt sie nur wenig in die boreale Zone nach Skandinavien vor, in der meridionalen Zone bis Italien, Griechenland und Anatolien. In Nordamerika wurde sie im Jahr 2006 das erste Mal verwildert gefunden. In Deutschland hatte die Sumpf-Stendelwurz einst eine weite Verbreitung. Die dichtesten Vorkommen liegen in Bayern in den Alpen und im Alpenvorland. In Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg gibt es ebenfalls noch in geringerem Maß mehrere aktuelle Nachweise. In den anderen Bundesländern sind die Vorkommen selten oder sehr selten geworden und weit verstreut. Weitere Infos in der Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sumpf-Stendelwurz